Immer hiers. Menschen im Allee-Center. Mit Gudrun Heeg, Filialleiterin in der Thalia Buchhandlung.
Gudrun Heeg ist seit 2012 Filialleiterin in der Thalia Buchhandlung im Allee-Center – und verrät im Gespräch nicht nur, wie und was sie selber liest. Sondern auch, wie sich der Buchmarkt im Lauf der Zeit entwickelt hat.
Klar, mit Gudrun Heeg kann man sich prima über ihren Werdegang unterhalten. Nach dem Studium Ausbildung zur Buchhändlerin in Düren, danach unter anderem in Wetzlar und bei Thalia in Trier tätig, bevor sie vor elf Jahren nach Remscheid kam, wo sie seitdem die Thalia-Filiale bei uns im Allee-Center leitet. Auch über das Wandern und ihre Liebe zu Wald und Natur erzählt Gudrun Heeg gerne.
Am spannendsten wird es aber, wenn sie von Büchern erzählt. Vom Lesen. Und wie sich beides mit der Zeit verändert hat. Vor einigen Jahren hätte sie zum Beispiel nicht gedacht, dass sich die Nachfrage nach englischsprachigen Titeln, vor allem Romanen, noch einmal so steigern würde wie zuletzt: „Unsere Books-Abteilung hatte mal ein Regal, jetzt sind es drei Regale und ein großer Tisch, und es fragen in erster Linie junge Menschen danach“, berichtet sie. Ebenfalls gestiegen ist, insbesondere seit der Pandemie, das Interesse an Brettspielen, die es bei Thalia auch gibt, ebenso wie Spiel- und Schreibwaren. Kein Wunder, dass dort mittlerweile nicht nur Buchhändler, sondern auch Einzelhandelskaufleute mit Schwerpunkt Buch ausgebildet werden, um dem Wandel im Handel flexibler zu begegnen.
Wenn indes, was immer mal wieder vorkommt, ein älterer Kunde nach einem klassischen Lexikon fragt, müssen Gudrun Heeg und ihre Mitarbeitenden ihn enttäuschen: „Wir können keine physischen Lexika mehr bestellen. In meiner Ausbildung gab es noch mindestens zwei Regale mit dem kompletten Brockhaus.“ Heute gibt es bekanntermaßen Wikipedia.
Gleichwohl ist der Anteil der gedruckten Bücher insgesamt in den letzten Jahren recht stabil geblieben. E-Books, die es online bei Thalia natürlich auch zu kaufen gibt, stagnieren anteilsmäßig. Sie sind vor allem praktisch: „Wegen des geringen Gewichts auf Reisen, wegen der einstellbaren Schriftgröße besonders für ältere Menschen und natürlich abends im Bett“, erklärt Gudrun Heeg, die selber ab und an nach Feierabend ein gedrucktes Buch beginnt und es dann vor dem Einschlafen digital weiterliest.
Gut möglich, dass sie, vor allem wenn es sich um einen locker-leichten Krimi handelt, diesen dann in einem durchliest. Denn Schnelllesetechniken beherrscht die Buchhändlerin aus dem Effeff. Diese nutzt sie auch für Sachbücher: „Zuerst einen Überblick verschaffen und dann die Kapitel lesen, die einen wirklich interessieren“, empfiehlt sie. Apropos Empfehlung: Auf ungezählten Buchcovern in der Thalia Buchhandlung finden die Kundinnen und Kunden die Lesetipps des elfköpfigen Teams, das großen Wert darauflegt, möglichst viele verschiedene Autoren und deren Stile zu kennen.
Die Frage nach dem Lieblingsbuch – klar muss sie der Buchhändlerin gestellt werden. Oder ist das ein Klischee? Bei Gudrun Heeg nicht: „Das Buch, das mich über die Jahrzehnte begleitet hat, ist tatsächlich Der Herr der Ringe. Das habe ich zum ersten Mal gelesen, als ich in die fünfte Klasse kam, damals habe ich sogar versucht, die elbische Schrift zu lernen. Bis heute habe ich es bestimmt zwölfmal komplett gelesen und lese zudem immer wieder einzelne Handlungsstränge, um zum Beispiel nur Frodos Reise noch einmal zu erleben.“
Ihre berufliche Reise, das steht für Gudrun Heeg fest, soll irgendwann in Remscheid enden: „Das ist meine längste Station hier, es kann also so schlecht nicht sein“, sagt sie schmunzelnd. Sie fühlt sich nicht nur in der Stadt sehr wohl, sondern auch im Center selbst, sie mag die Größe, die Atmosphäre und das Ambiente insbesondere nach dem Umbau. „Meiner Chefin habe ich schon gesagt, dass ich nicht mehr bewegt werden möchte“, ergänzt Gudrun Heeg. „Ich bin hier angekommen.“